Alois Selker ganz persönlich: Quo vadis, Landwirtschaft? Agrarindustrie 4.0.

Als ich neulich etwas auf meinem Schreibtisch suchte, blieb ich an dem Artikel „Landwirtschaft zwischen Robotern und Naturnähe“ vom Zukunftsforscher Matthias Horx hängen, den ich mir Anfang des Jahres aus der Kleinen Zeitung herausgerissen hatte Link zum Artikel

 

Da ist einiges drin, was ich ganz gut unterstreichen kann – und ich dachte mir, ich lasse euch einfach wieder an meinen spontanen Gedanken zur Zukunft der Landwirtschaft in Österreich teilhaben 😉. 

 

Es wird salopp behauptet, die Bauernschaft als Gruppe wird immer kleiner? 

Die Bauern werden immer weniger?

Warum ist das so?

 

Ich bin der Meinung, dass wir Bauern noch immer die Außenwirkung eines Landes stark mitgestalten – da hat sich für mich nichts geändert. Wir sind aus der Lebensmittelproduktion heraus motiviert, die Landschaft zu gestalten und für ein gepflegtes Erscheinungsbild zu sorgen. Dieser Kreislauf geht am Feld mit der Erzeugung der Rohstoffe los, reicht bis zum Tourismus, wo wir uns als hochwertiges Urlaubsland präsentieren, weiter bis zur Wirtschaft und Industrie. Die Arbeitsplatzsicherung bzw. auch die Arbeitslosenquote eines Landes wird mitunter durch den vor- und nachgelagerten Bereich der Landwirtschaft bestimmt.

 

So wie wir uns geben, so werden wir auch gesehen. Dank Kultur, Brauchtum und gelebter Emotion – im Sinne der Liebe, die wir erkennen, erleben und weiter geben - sind die bäuerlichen Familientische groß besetzt. Da passiert Meinungs- und Bewusstseinsbildung mit einer Kraft, die ihresgleichen sucht. Vorausgesetzt, wir wollen das und vorausgesetzt, wir erachten es als wichtig. Der kleinste gemeinsame Nenner der Menschen sind Luft, Wasser und Nahrung. All das können wir in und mit der Landwirtschaft positiv mitgestalten.

 

So ist die Landwirtschaft in vielerlei Hinsicht Klima- und Naturschützer Nummer 1 - keine andere Interessengruppe kann dank ihrer beruflichen Motivation so aktiv Natur und Umwelt mitgestalten wie wir Landwirte. Kraft unseres Berufes sind unsere Handlungen nicht nur in der Theorie, im g’scheiten Reden 😉, sondern im täglichen Handeln zu spüren und zu erleben. Auch wenn sich einiges geändert hat, packen wir nach wie vor selbst mit an, um Natur und Umwelt zu pflegen. Nicht zuletzt, weil wir daraus unseren Lebensunterhalt verdienen wollen. 

 

Was wir erleben, ist eine Veränderung der bäuerlichen Kultur. Bauernleben wird immer mehr zum Unternehmerleben bzw. -tun. Weg vom Gummistiefel-Dasein. Den Erfolg unserer Betriebe steuern wir zunehmend vom Kopf, vom Schreibtisch aus und gewissermaßen in Abhängigkeit von unserem Organisationstalent. Daher brauchen wir auch eine gute, breit gefächerte Ausbildung, wo IT und Technologie genau so wenig zu vernachlässigen sind wie das Verkaufen, Vermarkten und ganz generell das Sich-als-Unternehmer-Präsentieren. Der Fortschritt bleibt nicht stehen und das ist auch gut so! Als Unternehmer können wir den für uns und unsere Betriebe nötigen Automatisierung- oder Technologiegrad frei wählen und definieren. 

 

Durch die mediale Berichterstattung oder auch die einseitige Informationseinholung bzw. das Vergleichen mit landwirtschaftlichen Strukturen, die mit den österreichischen nichts zu tun haben, gefährden wir die Stabilität unserer Familienbetriebe. Wenn AGRAR-Zeitschriften und AGRAR-Verlage groß Betriebsführer aus Amerika oder Norddeutschland mit 1000ha landwirtschaftliche Nutzfläche und dazugehörige Maschinen mit Top-Technik, Größe und imposanten Erscheinungsbild präsentieren, muss ich einwenden „Das ist aber nicht Österreich! Wer kennt bei uns Betriebe mit über 500ha landwirtschaftlicher Nutzfläche?“ Ein Saisonhelfer bei der Ernte in Kanada hat mir einmal erzählt, dass der Mähdrescher, mit dem er in Kanada fährt und ein paar hundert ha Weizen für einen einzigen Betrieb erntet, mit derselben Technik läuft, wie der, der die Ernte bei uns in Oberösterreich erledigt. Da musst ich leider entgegnen: „Der Mähdrescher in Kanada ist aber um ein Vielfaches mehr ausgelastet – über’m großen Teich drüben gibt es größere Betriebe, weniger Leerfahren, größere Flächen, teilweise zwei Ernten im Jahr (klimatisch bedingt)! Ehrlich gesagt, der Vergleich hinkt für mich!“

 

Ich bin überhaupt der Meinung Äpfel mit Birnen zu vergleichen bringt uns wenig. Für die Zukunft der heimischen Landwirtschaft wünsche ich mir, dass wir auf unsere Stärken setzen - Kultur, Brauchtum und gelebte Emotion! "Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft" – für diese Kraft bin ich dankbar! 

 

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