Alois Selker ganz persönlich: Ja lohnt sich der Ölkürbis überhaupt?

Neulich wurde ich bei einem Telefonat nach der Bedeutung des Ölkürbis für Oberösterreich bzw. Österreich gefragt. Dabei ließ mein Gesprächspartner die saloppe Anmerkung fallen, dass „der Ölkürbis in Österreich ein Nischenprodukt ist und KEINE wirtschaftliche Bedeutung besitzt.“

 

Wer mich kennt, der kann sich ungefähr vorstellen, was dieser Satz bei mir innerlich ausgelöst hat…Immerhin dreht sich bei pramoleum seit der Gründung im Jahr 2010 so ziemlich alles um diese runde Frucht und wir beschäftigen uns seither intensiv, mehr oder weniger Tag und Nacht, mit dem Kürbiskern-Markt.

 

Einmal beendet, ließ mich dieses Gespräch doch nicht so schnell los: Wo wollen wir mit unserer Landwirtschaft eigentlich hin? Nischenprodukte werden als "nicht wichtig" degradiert, weil sie augenscheinlich keine wirtschaftliche Bedeutung haben sollen?? Tja - mal ganz abgesehen davon, dass die Landwirtschaft insgesamt eine gewaltige wirtschaftliche Bedeutung hat, gilt für mich hier die Tatsache „alles im Leben hat zwei Seiten“ - und die Geldmünze hat sogar drei 🙂.

 

Der Ölkürbisanbau in Österreich hat einen 50% Marktanteil von ganz Europa. Welche andere Kultur kann das von sich behaupten? Diese Tatsache bringt natürlich auch eine Verantwortung für uns Ölkürbis-Bauern mit – denn damit liegt beim Kürbis ein großer Teil der Marktsteuerung bei uns. Unsere Entscheidungen, unsere Maßnahmen und unsere Produktionsstrategie, im Sinne von Anbau am Feld, wirken sich auf den Kürbismarkt in ganz Europa aus. Zumindest derzeit noch, denn wir gehen einen Weg, auf dem wir am Ende die Bedeutung am Markt in Europa verlieren werden. Der Abbauprozess hat schon begonnen. 

 

In Österreich werden jährlich auf ca. 25.000 ha Ölkürbis angebaut. Bei der Vermarktung bzw. Marketingaktivitäten dürfen auch wir unseren Kollegen aus der Steiermark größtes Lob aussprechen. Dank der Steiermark genießt die Frucht und vor allem das Kürbiskernöl eine hohe Bekanntheit.

 

Über die Jahre haben sich andere Bundesländer, darunter auch Oberösterreich und wir von der pramoleum-Genossenschaft mit dem Kürbisanbau auseinandergesetzt. Ohne vorheriges Fachwissen, das wir uns in kleinen Schritten aneignet haben und auch heute noch immer viel dazu lernen dürfen, können wir mittlerweile feststellen, dass der Kürbisanbau auch in Oberösterreich sehr gut funktioniert und wir stabile Erträge bei sehr guter Fruchtqualität vorweisen können. 

 

Das schätzen auch die Ölmühlen und Verarbeitungsbetriebe – und pramoleum darf einige davon zu seinen Kunden zählen. Mit unserem großen Netzwerk an Vertragslandwirten stehen wir für Liefersicherheit und Handschlag-Qualität.

  

Die Steiermark alleine könnte bei weitem nicht mehr den Bedarf an Kürbiskernen decken. Dazu braucht es schon auch die Bundesländer rund um die Steiermark. Niederösterreich hat sich über die Jahre als Kürbisland Nummer 1 positioniert. Die größte Anbaufläche von Ölkürbis innerhalb von Österreich wird mit über 10.000 ha in Niederösterreich verzeichnet. Kritisch zu beurteilen ist die Tatsache, dass die Bezeichnung des Endproduktes mit "steirisch" gemacht wird. 

 

Ich glaube, wir sollten bei diesem, für Österreich doch bedeutenden Markt, auch viel österreichischer denken. Der größte Preisdrücker, Mitbewerber und Nebenbuhler für die Kürbiskerne aus Österreich ist der Import aus dem Fernen und Nahen Osten. Zum Teil wird minderwertige Ware aus Produktionen mit sehr niedrigem Hygienestandard zu Dumpingpreisen in Österreich auf den Markt geschmissen und bringt die heimische Kürbisbauernschaft in massive Bedrängnis. Der Kreislauf der Wertschöpfung stimmt somit nicht mehr. 

 

Es gab mal eine Schätzung, wonach ca. 80% der Kürbiskerne, welche in Österreich verarbeitet werden, aus China und Russland kommen. Ob diese Schätzung noch so stimmt, weiß ich nicht. Aber auch wenn sie nur zum Teil stimmt ist das noch schlimm genug!

Wir sollten uns ein österreichisches Kennzeichnungs-Label gönnen! Ich bin der Meinung, wir sollten zum Schutz der Kürbisbauernschaft in und aus Österreich und im Sinne der Herkunftssicherheit das AMA-Gütesiegel für Kürbiskerne und Kürbiskernöl genehmigen und zugänglich machen. Dazu braucht es eine kleine Portion (politischen) Mut zur Entscheidung kombiniert mit ein bisschen mehr Blick auf die Bedürfnisse der Kürbisbauern in Österreich. Ein bisschen mehr "österreichisch denken" und ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist getan! 

Kein einziges anderes Gütesiegel hat diese Bekanntheit, diese lückenlose und transparente Kontrollsystematik und die erwarteten Kontrollkosten scheinen durch die hohe Synergiemöglichkeit für die Bauernschaft sehr niedrig aus zu fallen. Für die Bauern und Verarbeiter ist es einfach zu handhaben und für jeden Konsumenten ist es sicher. Als Kunden können wir darauf vertrauen, dass hier der größtmögliche Herkunfts-Schutz dahintersteht - dort wo das AMA-Gütesiegel drauf ist, ist auch Österreich drinnen!

 

Und last but not least - Was darf ein gutes Kürbiskernöl kosten?

Fakt ist, wir brauchen für einen Liter Kürbiskernöl ca. 2,5 bis 2,8 kg Kürbiskerne. Das Kilo an Kürbiskernen am Feld, sprich ohne Lagerung im Kühlraum, ohne Reinigung, Sortierung und ohne Pressung kostet ca .3,0 Euro (ohne Mwst.). Das ist für den Landwirt der absolute Mindestpreis, damit sich die Produktion am Feld auch lohnt. Somit ergibt sich alleine aus dem Rohstoff ein Kostenanteil von ca. 8,40 Euro pro Liter. Die Pressung kalkuliert man mit ca. 2,0 Euro pro Liter. Dazu kommen noch die Kosten für Gebinde, Abfüllung, Transport, Logistik, Lagerung, Handelspannen und Deckungsbeitrag usw.

So brauchen wir beim Kauf von Kürbiskernöl nur den Hausverstand einschalten, um zu hinterfragen, ob das was außen drauf steht auch drinnen sein kann. Eines ist sicher, mit 18,- Euro in der Glasflasche (1 Liter) geht sich die Rechnung nicht aus!

 

Wir wünschen uns daher mehr "Eigenverantwortung statt Fremdsudern"! 

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